Page 121 - Sturz eines Siegers
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Marks Atem wurde flacher, er glaubte sich verhört zu haben.
„Bist du noch dran?“ Harald schien unsicher zu werden.
„Ja“, krächzte Mark.
Harald lachte wieder kurz auf: „Deswegen bin ich nämlich so froh, dass du anrufst. Ich habe dir tatsächlich nur meine Karte gegeben und hatte von dir gar nichts. Ich habe also gehofft, dass dir der Eindruck von letzter Nacht zumindest für einen Anruf ausreichen würde. Das scheint immerhin der Fall zu sein.“
Marks Gesicht machte sich selbstständig. Ein breites Lächeln erschien darauf und sofort fing sein ganzer Körper an zu kribbeln. Gleichzeitig versuchte er seine aufkommende Euphorie zu bremsen. Das war eine reine Schonungshaltung, zu viel war ihm gerade in der letzten Zeit passiert. Schlichtweg, das klang alles einfach zu schön.
„Ja absolut.“, antwortete er mit belegter Stimme. Er räusperte sich, um seine Stimme zu befreien.
„Das ist gut. Pass auf, schreib mir doch bitte eine SMS mit deiner Telefonnummer und am besten auch deine E-Mail-Adresse. Ich schicke dir dann umgehend eine E-Mail mit der korrekten Seite zum Bewerberportal. Aber jetzt kommt das Beste: Du landest mit dem Link nicht auf dem normalen Bewerberportal, sondern bist sofort im Pool meines direkten Chefs, verstehst du?“ Harald wartete geduldig ab, ob Mark mitkam.
Mark kam nicht mit: „Äh, leider nein. Pool?“
Harald erklärte geduldig: „Ja. Bewerberpool oder Topf. Also, normalerweise schreibst du eine Bewerbung über das Portal und über 70 % der Bewerber werden dort bereits aussortiert, ohne dass auch nur ein Mensch diese Bewerbung liest. Ist traurig, aber die Wahrheit. Der Job ist hochbegehrt und die können nur durch Logarithmen den Ansturm ausdünnen. Das, was von den Bewerbungen übrigbleibt, wandert zur HR-Abteilung. Human Resources. Das ist das Personalbüro, nennt sich aber nicht mehr so. Muss halt alles englisch betitelt werden, ist halt so.“
Soweit, so gut, dachte Mark und signalisierte mit einem deutlichen „Okay?!“, dass er noch folgen konnte.
„Schön.“, sagte Harald. „Und wenn die Damen und Herren aus der HR-Abteilung fertig sind, geht es zum Chef. Verstehst du?“ „Ja“, sagte Mark und meinte es auch vollkommen ernst. Er begriff nun endlich, was Harald ihm zu erklären versuchte. „Du meinst,
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