Page 22 - Sturz eines Siegers
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„Tja, wie drück ich mich da immer aus, Kathrin-Maus? Augen auf, bei der Berufswahl.“, rief Dietmar nun vom Esstisch aus Mark zu. Und außerdem noch: „Ein Bierchen, Herr Nachbar?“
Bot sein lästiger Nachbar ihm gerade tatsächlich sein Bier an? Frechheit!
„Nee, lasst mal. Ich geh mal nach den Kindern schauen.“, antwortete Mark und verließ die „Dreieinigkeit des Dorfes“.
Er musste jetzt den genauen Zeitpunkt abpassen. Teresa war jetzt schon außerordentlich sauer, das sah er ihrer Mimik an. Wenn er nun bei den Kindern blieb, bis sich seine Nachbarn verabschiedeten, würde es richtig Ärger geben.
Er musste es also so abpassen, dass er sich kurz vor dem Aufbruch der Nachbarn wieder zu ihnen gesellen würde. Das könnte ihn glimpflich davonkommen lassen. Ein wenig Gemeckere hier, weil er mit einer miesen Laune nach Hause kam und ein wenig Vorwurf da, weil er Dietmar so rigoros hatte stehen lassen. Dann wäre es genug gewesen und Mark könnte damit beginnen, seine Abmahnung zu beichten. Im oberen Stockwerk angekommen, öffnete er vorsichtig die Tür zu Danis Schlafzimmer. Das Zimmer lag im Dunkeln, nur das Licht der seltsamen Katzenlampe erhellte den Raum spärlich.
Das Dani diese Lampe so liebt, dachte Mark und fröstelte. Es war eines dieser japanischen Katzen, die ihre Augen so gruselig aufrissen und permanent winkten. Unheimlich.
Dani hat vor allem und jedem Angst, aber diese Psychokatze lässt sie nicht nur kalt, nein, sie hängt förmlich an diesem Teil. Mark schloss die Tür wieder vorsichtig und wendete sich zur Tür von Dennis’ Zimmer. Dumpf klang ihm bereits auf halbem Weg der Bass eines der Songs von diesen „durchnummerierten Rappern“ entgegen. Das sagte Mark immer, um seinen Sohn zu ärgern, „durchnummeriert“. „Ali471“, „Ufo361“, „Apache 207“ und „Corus 86“ waren solche Typen. Bevor er in die Höhle seines pubertierenden Sohnes eintrat, ermahnte sich Mark noch, dieses Mal auf seine Sticheleien zu verzichten. Zum einen führte das zu nichts und zum anderen kam Mark sich alt vor, wenn er über den „fehlenden Musikverstand“ seines Sohnes argumentierte. Marks Vater hatte ihm nämlich immer Ähnliches vorgeworfen. Mit dieser Erinnerung im Hinterkopf vergaß er zu klopfen, trat ein und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er musste dämlich ausgesehen haben, als
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