Page 197 - Sturz eines Siegers
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konnte, flog die Tür zum Arztzimmer auf und eine Schwester betrat eilig den Raum: „Herr Doktor, bitte kommen Sie schnell. Der Patient mit den Schussverletzungen. Wir verlieren ihn.“ Doktor Martins sprang auf, riss dabei seine Tasse um und die schwarze Brühe verteilte sich auf seinem Schreibtisch: „Scheiße!“ Der Kommissar sprang ebenfalls auf: „Lassen Sie. Ich mache Ihnen das Gröbste sauber. Sehen Sie zu, dass sie den jungen Mann retten.“
Mit einem dankbaren Gesichtsausdruck eilte der Arzt aus seinem Büro und der Kommissar schaute sich suchend nach Papier- oder Stofftüchern um. Im Schrank unter dem Waschbecken wurde er endlich fündig. Er eilte, bepackt mit ein paar Tüchern, zum Schreibtisch des Arztes und begann sämtliche Utensilien (Stiftbehälter, Tastatur, Familienfoto und Unterlagen) von der Tischplatte zu entfernen. Das meiste war verschont geblieben. Nur eine Patientenakte schien es ordentlich erwischt zu haben. Die Akte schwamm praktisch in der Kaffeebrühe. Der Kommissar riss sie schnell an sich, betupfte die Akte mit den Tüchern und legte sie danach auf dem Heizkörper unter dem Fenster. Bevor er sich dem restlichen Chaos widmen konnte, erblickte er das Wort „Schussverletzung“ auf der Akte und hielt inne. Er überflog die Eintragungen, stellte fest, dass kaum etwas Neues zu erfahren war und wollte sich gerade wieder dem Schreibtisch widmen, als sein Blick auf den Namen fiel. „Borat“, las er laut vor.
„Danke, dass Sie mir mit dem Chaos geholfen haben. Den Rest schaffe ich allein.“, sagte Doktor Martins, der plötzlich in der Tür stand. Kommissar Brunner drehte sich zu ihm und erschrak. Der Doktor sah müde aus, regelrecht niedergeschlagen. Kein Vergleich mehr zu dem Menschen, der eben noch den Raum verlassen hatte. Kommissar Brunner wusste was das bedeutete, fragte aber vorsichtshalber trotzdem nach: „Hat er es nicht geschafft, Doktor Martins?“
Der Arzt schüttelte langsam seinen Kopf: „Nein. Sein Körper kollabierte. Ich konnte eigentlich nichts mehr tun. Herr Borat ist soeben verstorben, Herr Kommissar.“
Brunner seufzte, schritt durch das Büro und griff zu seinem Mantel.
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