Page 59 - Sturz eines Siegers
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geängstigt hatte und empfand das plötzliche Ableben der Figur als gerechte Strafe.
Zudem, so stellte er erleichtert fest, offenbarte die Zerstörung der kleinen Skulptur das Innere. Ein Schlüsselring mit zwei Schlüsseln. Ein Schlüssel für die Haustür und einer für die Wohnungstür. Mark ging sofort zur Haustür. Einer der beiden Schlüssel passte und ließ sich drehen. Mark stand im Hausflur, erleichtert. Er zog seine Schuhe aus, platzierte sie neben der Haustür und schlich in den zweiten Stock. Seine jahrelange Erfahrung als Mieter in diesem Haus hatte ihn gelehrt, dass der Hausflur hellhörig war. Er konnte abends immer hören, wenn und wann jemand nach Hause kam, jeden Schritt konnte er hören.
Im zweiten Stock angekommen, hielt Mark die Luft an, kniff seine Augen zu und erwartete, an dieser Stelle nicht weiterzukommen. Das lief bis jetzt zu glatt. Er war sich sicher, dass Feist die Schlösser getauschte hatte. Stand das nicht sogar im Vertrag? Während Mark darüber nachdachte, probierte er allen Vorahnungen zum Trotz sein Glück. Der andere Schlüssel glitt in das Schloss, wie ein heißes Messer in Butter. Mark drehte vorsichtig den Schlüssel und die Tür sprang auf. Unfassbar!
Er beeilte sich, die Wohnung zu betreten und schloss hastig die Tür. Unvorstellbar, wenn er doch noch von Anwohnern erwischt werden würde, nur weil er wie ein Reh im Fernlicht vor seiner ehemaligen Wohnung verweilen würde. Nicht nach dieser Glückssträhne.
Kurz nach der Freude, kam der Ärger. Das erste, was Mark in seiner alten Wohnung feststellte war der Geruch. Strenggenommen, der fehlende Geruch. Er roch nämlich nichts. Keine frische Farbe. Fritsche würde ihm also eine Rechnung über Malerarbeiten schicken, die nicht stattgefunden hatten.
Und ich kann es ihm noch nicht mal beweisen, weil ich nicht zugeben darf, dass ich hier war, dachte er und hätte vor Wut am liebsten geschrien. Er steuerte gezielt Dennis’ ehemaliges Zimmer an. Die leere Wohnung stimmte ihn kurz melancholisch, aber er lenkte sich damit ab, dass er sich ins Gedächtnis rief, etwas zu tun zu haben. Angekommen im damaligen Zimmer seines Sohnes, begann er gleich die Wandpaneele abzuklopfen. Nach ein paar Klopfversuchen begannen wieder Zweifel in Mark hochzukommen.
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