Page 35 - Sturz eines Siegers
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Wann ist das passiert? Wann haben wir unseren Sohn verloren, dachte Mark zum wiederholten Male, als er den Fuß der Treppe erreichte.
Es reichte noch zu einem weiteren flüchtigen Gedanken (Dennis mit Joint in seinem Schreibtischstuhl chillend und seinem Vater die allumfassende Frage stellend, was denn wohl so gehen würde.) bevor Mark alle Gedanken, wie die Hoffnung, fahren ließ. Auf halber Treppe kam ihm Dietmar entgegen, strahlend und gestikulierend, Mark sollte leise sein. Mit beiden Händen machte er wischende Bewegungen, die Mark signalisieren sollten, den Rückzug Trepp abwärts anzutreten.
Mark gehorchte, was ihn später noch mehr ärgerte als jetzt, und starrte Dietmar mit offenem Mund an.
Dietmar und Mark erreichten das untere Stockwerk und Dietmar legte seinen kräftigen Arm um Marks schmale Schulter. Väterlich nahm er Mark ins Gebet: „Der arme Junge ist völlig fertig. Er schläft jetzt. Kopf hoch, Mark. Ich bin hier der Bürgermeister. Wir bekommen das schon wieder hin. Kümmere dich mal lieber um Teresa, es scheint sie mitzunehmen. Und beim nächsten Mal,“ er schlug Mark freundschaftlich auf sie Schulter „komm einfach etwas eher nach Hause, okay?“
Sprachs und verschwand durch die Haustür, als wäre er nie dagewesen.
Mark stand immer noch im Flur, starrend, mit geöffnetem Mund und völlig überrumpelt.
Nun fand Mark sich im Flur, am Ende der Treppe und lauschte in die Stille. Wo sollte er hin? In die Küche? Dort saß Teresa und kochte sicherlich immer noch vor Wut. Mark sah sie förmlich am Küchentisch sitzen mit einer Tasse Hagebuttentee. Den brühte sich Teresa immer auf, wenn es ihr nicht gut ging. Zwar war die Teesorte nicht für seelische oder emotionale Auswirkungen bekannt, aber trotzdem war es immer dieser Tee, zu dem Teresa griff. Bei Mark rief der Duft des Tees ein gegensätzliches Gefühl auf. Der Duft beruhigte ihn keineswegs. Er erinnerte Mark an seine Klassenfahrt zu einem abgelegenen Ort im Osten, an dem er mit seiner Schulklasse direkt nach der Wende gefahren war. Diese Klassenfahrt ist, gelinde gesagt, suboptimal in seiner Erinnerung verblieben und er fühlte sich durch den Geruch des Tees an die knapp 10 Tage „Jugendarrest“ ungewollt erinnert.
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