Page 3 - Sturz eines Siegers
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Waldesruh. Ein Kuhdorf, knapp eine Stunde entfernt. Irgendwo in der Nähe der holländischen Grenze.
Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, dachte Mark und ertappte sich umgehend dabei, seinen eigenen Vorsatz, der nicht mal zwei Sekunden zuvor aufgefrischt worden war, über Bord zu werfen. „Guck nicht so, das wird super“, strahlte Teresa ihrem zerknirschten Mann entgegen.
Sie wurde nicht müde, Mark den Umzug so schmackhaft wie möglich zu machen. Insgeheim bewunderte Mark die unablässige Frohnatur seiner Frau, das „enttäuschte Kind“ in ihm, erlaubte aber kein Nachgeben, kein Entgegenkommen und auch keine Einsicht. Wenn es seine Stimmung erlaubte und er die Gelegenheit bekam, die Sinnhaftigkeit des Umzugs ehrlich zu analysieren, so kam er schnell zu dem Entschluss, dass an diesem Umzug schlichtweg kein Weg vorbeiführte.
Dani, eigentlich Daniela, die gemeinsame Tochter von Mark und Teresa hatte eine chronische Lungenerkrankung mit asthmatischen Anfällen. Doktor Lennert, der Hausarzt von Familie Sieger hatte den Ortswechsel in eine ländliche Gegend vorgeschlagen. Die Landluft, so versicherte er ihnen, täte Dani gut und würde ihrer geschundenen Lunge Abhilfe schaffen. Zudem hätten alle Familienmitglieder dort eine bessere Lebensqualität, im Vergleich zur schmutzigen, luftverpesteten Stadt. Teresa war sofort einverstanden, fühlte sie sich doch ohnehin nicht so wohl in Köln. Vor einiger Zeit hatte es sogar hin und wieder heftigen Streit gegeben, weil sie am liebsten an jedem Wochenende zu ihren Eltern fahren wollte und es ihr offenbar herzlich egal war, ob er lieber mit seinen Freunden in Köln etwas unternehmen wollte.
Das mit Dani kommt ihr wirklich gelegen, dachte Mark sich wiederholt und schalt sich umgehend, auch wiederholt. Er neigte dazu in seinem Gram und Selbstmitleid, unfair zu werden. Natürlich kam Danis Krankheit niemandem gelegen, er schämte sich für seine Gedanken. Trotzdem. Dass die Entscheidung so „übers Knie gebrochen“ wurde, hielt Mark auch nicht für fair. Er hatte hier seinen Job, seine Freunde, seine Vereine.
„Vereine und Freunde findest Du auch in Waldesruh.“, versicherte Teresa ihm, als sie vor gerade mal drei Monaten den Umzug „in Betracht zogen“.
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