Page 193 - Sturz eines Siegers
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Nach ungefähr zehn Minuten öffnete sich die Tür erneut. Der Fahrer des Mercedes grunzte bestätigend und startete den Motor. Die Strickmützen wurden heruntergekrempelt und bedeckten nun die Gesichter der beiden Männer.
Die S-Klasse beschrieb einen kleinen Bogen, als der Wagen gedreht wurde. Der Fahrer musste den Wagen wenden, damit sein Partner auf dem Beifahrersitz besser sehen konnte. Das war einfach so und niemand konnte es besser als sie. Sie waren Profis. Niemand konnte das, was sie taten, besser als sie.
Der Beifahrer ließ beinahe geräuschlos das Fenster nach unten gleiten. Das, was er unter seinem Sitz hervorgeholt hatte, war bereit und lag schwer in seiner Hand. Noch war das Metall kalt, jedoch würde sich das sehr bald ändern.
Er hatte mehrere dieser „Werkzeuge“, doch das, was er heute nutzen würde, war sein liebstes. Es war eine Glock 17, er hatte sie von einem französischen Freund, welcher nur ein Bruchteil von dem haben wollte, was diese Pistole eigentlich wert war. Er legte das Bild, welches neben seiner Sturmhaube auf dem Schoß gelegen hatte auf das Handschuhfach und schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf der Pistole.
Der Fahrer drosselte das Tempo, sie näherten sich dem Mann, der eben das Gebäude verlassen hatte. Sie konnten hören, wie er in sein Handy sprach.
„Ja, das freut mich...“, lachte der Mann in sein Handy. „Trotzdem hätte ich es besser gefunden, wenn...“
Die zwei Schüsse klangen wie knackende Zweige und klangen überhaupt nicht so, wie es in zahlreichen Hollywood-Filmen vorgegaukelt wird. Kein „Piu Piu“.
Auch fiel der getroffene Mann nicht theatralisch um und riss dabei noch sämtliches Greifbare mit zu Boden.
Der Mann griff zunächst nur überrascht zu der getroffenen Stelle und sackte daraufhin leise, unauffällig und völlig unspektakulär zusammen. Das war immer so, zumindest so ähnlich. Nichts Besonderes geschah, wenn Profis am Werk waren. Und bei den beiden Männern handelte es sich zweifellos um Profis.
Ungeplant war allerdings lediglich, dass der Fahrer so abrupt beschleunigte, dass das auf dem Handschuhfach gelagerte Bild aus dem Beifahrerfenster flatterte und sich nach einem kurzen Flug auf den regennassen Bordstein legte.
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