Page 100 - Sturz eines Siegers
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Einerseits wollte sie ihren Frust und ihre Wut deutlich zeigen, andererseits wollte sie sich zurückhalten und versuchte, ein gequältes Lächeln hinzubekommen.
Dietmar fuhr fort: „Du hattest mich angerufen, ob ich Daniela von der Bushaltestelle abholen könnte. Als du nach drei Stunden immer noch nicht zurück warst, haben wir die beiden rüber geholt. Sie mussten schließlich was essen und Daniela musste ihre Hausaufgaben machen.“
Teresa nickte und wollte es auf sich beruhen lassen. Überrascht stellte sie die Selbstständigkeit ihrer Zunge fest, die unkontrolliert „Und wir haben hier nichts zu essen, oder wie soll ich das verstehen?“ losfeuerte, ohne dass sie diese Worte vorab filtern konnte.
Dietmar starrte sie eine Weile an.
Ist er jetzt vor dem Kopf gestoßen? Vielleicht sogar beleidigt? dachte sie und fühlte sich bereits schuldig.
Nach einer Weile prustete Dietmar aber vor Vergnügen und tätschelte Teresas Schulter: „Du bist gut. Was hättest du davon gehalten, wenn ich oder Kathrin eure Schränke nach Vorräten durchsucht und in eurer Küche gekocht hätten? Wo unsere Küche doch nur ein paar Schritte entfernt ist? Nein, nein, Kathrin kocht ohnehin jeden Tag frisch. Heute hat sie halt ein wenig mehr gekocht und währenddessen hab ich mit Daniela die Hausaufgaben gemacht. Ihr habt ein wahnsinnig schlaues Mädchen, wisst ihr das?“
Teresa ärgerte sich wieder, dieses Mal jedoch über sich selbst. Ihre vorwurfsvolle Art gegenüber dem Menschen, der ihr heute geholfen hat, konnte sie sich selbst nicht erklären.
Ja, Dietmar und Kathrins Entscheidung war ein wenig übergriffig und hätte abgesprochen werden müssen.
Aber mit wem, dachte sie. Niemand war erreichbar gewesen. Weder sie, weil sie wie eine Drama-Queen in der Bank zusammenbrach, noch Mark, der sich offenbar an einem Rekord der „Unerreichbarkeit“ versuchte.
Sie seufzte: „Entschuldige bitte, Dietmar. Das war nicht mein Tag, wirklich nicht.“
Dietmar legte seine Hand auf ihre Schulter: „Das kann ich mir denken. Komm. Bevor wir hier die ganze Zeit in deiner Haustür herumlungern, gehen wir lieber zu uns. Als Kathrin sah, dass du
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