Page 74 - Sturz eines Siegers
P. 74

Plötzlich krümmte Hasan sich und presste einen unterdrückten Schmerzensschrei durch seine zusammengekniffenen Lippen. Um seine Gefühlslage noch deutlicher auszudrücken, schlug er seine Hände vor seinen Mund und riss die Augen auf.
Gottfried sprang reflexartig nach hinten: „Iiiiih, muss der kotzen?“ Er stellte dem alten Türken die Frage und schien dabei zu vergessen, dass er der Pfleger war und nicht sein Ansprechpartner. Toller Pfleger, dachte Hasan und fuhr mit seiner Schmierenkomödie fort. Er sprang von seiner knieenden Position in eine stehende, wankte ein wenig und rannte ziellos umher, stets darauf bedacht, seine vor den Mund gepressten Hände dort zu halten. Er eilte den Flur auf und ab, presste würgende Geräusche durch seinen doppelt und dreifach versiegelten Mund und tat, als ob er etwas suchen würde.
Hoffentlich kapieren die endlich, was ich hier veranstalte, dachte er und steigerte seine gepressten Geräusche.
Der alte türkische Mann richtete sich mit einer Ruhe, die Hasan insgeheim bewunderte, auf, während er selbst weiterhin die Rolle seines Lebens spielte: „Entschuldigen Sie, junger Mann. Ich befürchte, dass er sich übergeben muss. Wo haben Sie denn eine Toilette?“
In dem Moment, als Gottfried den Flur entlang deutete und dadurch Hasan aus seinem Blick entließ, rannte Hasan zum Ausgang, immer noch würgend, damit er nicht noch kurz vor dem Ziel aufgehalten würde.
Es gelang: „Hey, nicht vor dem Eingang kotzen. Das bekommen wir nie wieder weg.“ Gottfried klang verzweifelt.
Der alte Mann sah Hasan hinterher. Er sprach immer noch ruhig, doch Hasan verstand jedes Wort und es traf ihn wie ein Faustschlag im Magen, als er aus der Klinik flüchtete: „Bana ihanet ettin. Tanrı seni cezalandıracak.“
Du hast mich betrogen. Gott wird dich bestrafen., waren die Worte ins Deutsche übersetzt und Hasan glaubte jedes einzelne davon. Mark parkte ein paar Straßen weiter, sie hatten sich auf den Standort vorab geeinigt.
Als Hasan ins Auto einstieg, plagte ihn sein schlechtes Gewissen, wenn er an den freundlichen, alten Mann dachte, und Mark sprach bereits aufgebracht mit Dennis am Telefon. Dennis, der Sohn seines Lieblingskollegen. Dennis, der dumme, verzogene Teenie.
Seite 73

























































































   72   73   74   75   76